Amphibienschutz

Amphibien sind eine besonders stark gefährdete Wirbeltiergruppe. Bestandsbeeinflussend wirken zum einen die Zerstörung und zum anderen die Zerschneidung von Lebensräumen. Amphibien sind hochmobile Tiere, die in jedem Jahr auf ihren Wanderungen zwischen Sommerlebensraum, Winterquartier und Laichgewässer erhebliche Distanzen zurücklegen.

Feuersalamander Foto: R.Bellstedt
Feuersalamander Foto: R.Bellstedt

Um die Amphibien vor dem Straßentod zu bewahren wurde daher erstmals 1988 an der B88 zwischen Friedrichroda und Tabarz sowie am Schlossteich (Reinhardsbrunner Teiche) ein Amphibienschutzzaun errichtet.

Cumbacher Teiche Foto: R. Bellstedt
Cumbacher Teiche Foto: R. Bellstedt

Aufgrund des anwachsenden Straßenverkehrs werden auch seit 1992 Schutzzäune entlang der Cumbacher Teiche (Bild r.) von aktiven Naturschützern betreut. Des Weiteren organisiert die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt Gotha mit dem NABU den Amphibienschutz am Erlebachsteich zwischen Ohrdruf und Crawinkel und an der L1029 in Weingarten.

Krötenzaunaufbau zwischen Ohrdruf und Crawinkel Foto: R. Bellstedt
Krötenzaunaufbau zwischen Ohrdruf und Crawinkel Foto: R. Bellstedt

Mobile Amphibienschutzzäune werden vor der Frühjahreswanderung, meist Anfang März bei frostfreiem Boden, aufgebaut. Der Plastikfolienzaun verläuft parallel zur Straße. Treffen die Tiere während ihrer Wanderung auf den Zaun, der ihnen den Weg versperrt, weichen sie nach links oder rechts aus und fallen in die eingegrabenen Fangeimer. Täglich, in den frühen Morgenstunden werden die Eimer durch ehrenamtliche Helfer kontrolliert, die Lurche werden über die Straße getragen und in ihr Laichgewässer entlassen.

Stationärer Amphibienschutzzaun mit Durchlasstunnel Foto: R. Bellstedt
Stationärer Amphibienschutzzaun mit Durchlasstunnel Foto: R. Bellstedt

Ähnlich wie an den mobilen Schutzzäunen wandern die Lurche entlang der Leiteinrichtungen, bis sie auf die Unterführungen treffen und von dort aus selbstständig ihr Laichgewässer erreichen können. Stationäre Zäune erfordern weniger Zeitaufwand und bieten den Tieren das ganze Jahr entsprechenden Schutz. Daher werden feste Leiteinrichtungen mit Straßentunneln angestrebt und vom NABU auch konsequent gefordert. Im Landkreis Gotha existieren drei stationäre Anlagen: an der B 88 zwischen dem Abzweig Friedrichroda und Einfahrt Marienglashöhle, an der B 247 Ortsausgang Luisenthal Richtung Wegscheide und an der Umgehungsstraße Gospiteroda. Derzeit unterstützt der NABU KV Gotha die Bestrebungen zur Errichtung stationärer Amphibienschutzzäune an den Cumbacher Teichen zwischen Schnepfenthal und Ernstroda sowie am Erlebachsteich zwischen Ohrdruf und Crawinkel.

Blick in einen Fangeimer Foto: R. Bellstedt
Blick in einen Fangeimer Foto: R. Bellstedt

Fotot: S. Löw
Fotot: S. Löw

Artenschutz immer weniger wert?

 

Der Frühling ist da und die Amphibien begeben sich auf eine gefährliche Wanderung zu ihren Laichgewässern. Dabei queren sie u.a. viel befahrene Straßen, so auch die B88 zwischen Ohrdruf und Crawinkel. In der Nacht vom 14. zum 15. April 2016 haben auf einer Strecke von nur etwa 600 m mindestens 200 Tiere die Wanderung zum Aueteich nicht überlebt! Die dringend benötigten Amphibienleiteinrichtungen mit Tunneln wären an dieser Stelle ohne größere Komplikationen leicht umsetzbar. Entsprechende Tunnel würden auch Wildschweine und Rehe nutzen und damit die extrem hohe Zahl an z.T. tödlichen (!) Wildunfällen zwischen Ohrdruf und Crawinkel reduzieren. Ansässige Artenschützer im Landkreis Gotha kämpfen bereits seit Ende der 1980er Jahre (!!) dafür, dass sowohl zwischen Ohrdruf und Crawinkel als auch an den Reinhardsbrunner Teichen und anderen Straßen feste Leiteinrichtungen zum Schutz vor dem Straßentod der wandernden Amphibien installiert werden. Doch aufgrund des ausgeprägten Desinteresses der zuständigen Behörden finden jährlichen tausende Kröten, Frösche und Molche den Tod auf Gothaer Straßen. Ein weiteres Armutszeugnis für den behördlichen Arten- und Naturschutz im Landkreis Gotha! Stattdessen wird die Liebe zur Natur des Ehrenamtes schamlos ausgenutzt. Seit 30 Jahren errichtet der NABU KV Gotha e.V. mobile Amphibienschutzzäune, die eigentlich nur als Übergangslösung für drei bis maximal fünf Jahre gedacht sind! Zwischen März und Mai werden mindestens einmal am Tag durch einen ehrenamtlichen Naturschützer die Amphibien sicher über die Straße getragen und in das Laichgewässer entlassen. Zum Vergleich: am Erlebachteich, welcher sich etwa 1.700 m westlich des Aueteiches befindet und welcher vom NABU Gotha ehrenamtlich betreut wird, konnte am 15.04.2016 kein überfahrenes Tier festgestellt werden! Der NABU Gotha setzt sich weiterhin vehement für die Errichtung der dringend benötigten stationären Amphibienschutzanlagen ein.

weiterführende Informationen aus drei Jahrzenten Amphibienschutz im Landkreis Gotha finden Sie hier

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Amphibienschutz an Straßen im Landkreis
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