Kritik an umfangreichen Baumfällungen im Tambach-Dietharzer Kurpark

Umfangreiche Baumfällungen im Tambach-Dietharzer Kurpark sind nicht akzeptabel

Der NABU-Kreisverband Gotha kritisiert scharf die Mitte April in Tambach-Dietharz im Rahmen der Umgestaltung des Kurparks erfolgte Fällung von zahlreichen Bäumen, die auch bei vielen Anwohner*innen massiven Unmut ausgelöst hat.

Albrecht Loth, Vorstandsmitglied und Pressesprecher erklärt dazu: „Angesichts der fortgeschrittenen Vogelbrutzeit haben wir überhaupt kein Verständnis für die Bewilligung der dafür erforderlichen Ausnahmegenehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt. In Anbetracht der zahlreichen, teils alten und entsprechend großen Bäume, die der Säge zum Opfer gefallen sind, ist deren detaillierte Begutachtung auf bereits vorhandene Vogelbruten, die in einem solchen Fall zwingend erforderlich ist, bestenfalls oberflächlich möglich. Hier wurden grundlegende Naturschutzbelange grob missachtet. Wenn im Rahmen einer Parkumgestaltung schon derartig umfangreiche Baumfällungen notwendig sind – eine Maßnahme, die in dieser Form ebenfalls sehr kritisch gesehen muss -, dann erwarten wir, das diese erst nach Abschluss der durch das Bundesnaturschutzgesetz geregelten Brutzeit im Herbst erfolgen!, auch wenn das Verzögerungen des Bauvorhabens zur Folge hat. Hier sollte auch die Stadtverwaltung Tambach-Dietharz ihr Handeln kritisch hinterfragen – ein nachhaltiger Umgang mit der Natur sieht anders aus.“


Schwalbenplakette für Rettungswache

Mehlschwalben beim Sammeln von Nistmaterial. Foto: S. Löw
Mehlschwalben beim Sammeln von Nistmaterial. Foto: S. Löw

Die Schwalben sind in Thüringen zurück. Erste Sommerboten haben schon angefangen ihre Nester zu bauen oder sind in die alten eingezogen. Pünktlich zum Saisonstart des Schwalbenjahres zeichnet der NABU Thüringen, am 05. Mai 2022, die Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Gotha mit einer Plakette für schwalbenfreundliche Häuser aus.  

„Über 25 Nester haben wir unter dem Dach des Gebäudes bereits gezählt“, sagt Tino Sauer, der Schwalbenbeauftragte des NABU Thüringen. „Hier hat sich eine der größten Mehlschwalbenkolonien in Gotha etabliert. Ansonsten sieht es im Stadtgebiet gar nicht gut aus. Uns ist nur eine größere Kolonie am Gothaer Tierpark bekannt und einst befand sich eine Kolonie in der Hermann-Haack-Straße.“ Von der Betriebsamkeit der Rettungskräfte mit Ihren Fahrzeugen lassen sich die Schwalben kaum stören. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, dass die Duldung unserer Schwalben auch im öffentlichen Raum möglich ist. Sabine Köhler vom Vorstand des DRK Gotha nahm die Auszeichnung dankend entgegen. Die Verleihung fand im Rahmen des NABU-Projektes Schwalbenfreundliches Haus statt. 

Mit der Plakette und Urkunde möchte sich der NABU bei Menschen bedanken, die Schwalben an ihrem Haus dulden. In den letzten zwölf Jahren hat der NABU über 2.000 Plaketten in Thüringen verliehen.

 

 


Pressemitteilung NABU KV Gotha e.V.

NABU bedauert Zustimmung zum B-Plan "Westlich Sonneborner Straße" durch den Gothaer Stadtrat

Der NABU-Kreisverband Gotha bedauert die mehrheitliche Zustimmung des Gothaer Stadtrats zum B-Plan „Westlich Sonneborner Straße“ auf seiner letzten Sitzung. So ist das nun auf den Weg gebrachte Wohngebiet aufgrund der damit einhergehenden Eingriffe aus naturschutzfachlicher Sicht eindeutig nicht tragbar, was der NABU in seiner Stellungnahme auch klar dargestellt hat. Es ist sehr bedauerlich, dass im Rahmen der vorhergehenden Erörterungen seitens der Stadtverwaltung Gotha nicht auch andere Einschätzungen zum strittigen Status der im dortigen Baugebiet liegenden Streuobstwiese berücksichtig wurden, die durch die Rodung des Investors im April, mitten während der Vogelbrutzeit, zu einem großen Teil zerstört wurde. Immerhin handelte es sich bei dieser Frage um einen wesentlichen naturschutzfachlichen und rechtlichen Streitpunkt des Verfahrens, der eine ergebnisoffene Auseinandersetzung dringend erforderlich gemacht hätte. So entsprechen die betreffenden früheren Gartenflächen laut Definition des „Naturschutzreport“, der offiziellen Schriftenreihe des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz, sehr wohl den Anforderungen, die an eine Streuobstwiese gestellt werden. Zu dem gleichen Schluss kommt außerdem der 2019 vom baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnung herausgegebene „Leitfaden zum Artenschutz in der Bauleitplanung und bei Bauvorhaben“. Stattdessen wurden nun durch eine Stadtratsmehrheit in einem der sensibelsten Gothaer Grünachsen die Belange einer nachhaltigen Stadtentwicklung und Bauplanung ganz offensichtlich bereitwillig den Interessen eines Investors geopfert, anstatt ein deutliches Signal zu setzen, dass ein derartig fragwürdiges Verhalten auf dem Rücken des Naturschutzes nicht toleriert wird.

Albrecht Loth, Pressesprecher